Ritz, Gustav
(geb. 02.08.1905, gest. unbekannt)
Nachdem zwischen 1933 und 1934 Karlsruher Kommunisten verhaften wurden, die zuvor für die Verbreitung der Untergrundzeitschrift „Trotz alledem Rote Fahne“ verantwortlich waren, verlagerte sich die Herstellung der Zeitung nach Linkenheim. Der Automechaniker Gustav Ritz war für den Druck zuständig. Aber auch die Linkenheimergruppe um Ritz wurde aufgedeckt und verhaftet.
Am 31. Januar 1935 wurde er zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. In einem Prozess gegen den Gestapobeamten Hörner im Jahr 1947, sagte Ritz aus, in der Arrestzelle des Linkenheimer Rathauses von einem der beiden anwesenden Gestapobeamten Haas oder Hörner mit einem harten Gegenstand in die rechte Nierengegend geschlagen worden zu sein. Die Haftstrafe von zwei Jahren saß Ritz in den Zuchthäusern Ludwigsburg und Bruchsal ab. Später berichtete er von der harten Arbeit während der Haft und der Folter, der die Insassen ausgesetzt waren. So wurde er beispielsweise gezwungen 22 Stunden lang im freien bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt Appel zu stehen. Haas konnte nicht mehr belangt werden, da er kurz vor Ende des Krieges Selbstmord begangen hatte.
Nachdem Ritz im August 1937 seine Strafe abgesessen hatte, wurde er nur wenige Monate später im Oktober erneut durch die Gestapo verhaftet und im November in das Konzentrationslager Kislau eingewiesen. Bereits 10 Tage später wurde er nach Dachau transportiert, wo er bis zum 20.04.1939 inhaftiert blieb. Während seiner Zeit in Haft, erhielt seine Frau Karolina Ritz keinerlei finanzielle Unterstützung trotz der gemeinsamen fünf Kindern, die es zu ernähren galt. Obwohl in Gustav Ritz Wehrpass vermerkt war, dass er nicht an der Front dienen durfte, wurde Ritz eingezogen. Er war in Frankreich stationiert und hatte die Aufgabe erhalten deutsche Hauptmänner und Offiziere auf dem Motorrad entlang der Frontlinie zu transportieren. Dabei soll er, als sich die feindliche Linie näherte, absichtlich mit einem Hauptmann in Richtung der Alliierten gefahren sein. Ritz kam daraufhin vom 19. August 1944 bis zum 18. April 1946 in englische Kriegsgefangenschaft, wo er seine Fähigkeiten als Automechaniker nutzen konnte und von seinem Vorgesetzten, einem englischen Bauern, sogar die Erlaubnis erhielt Pakete mit Genussmitteln an seine Familie zu schicken.
Quellen
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 480/937 4, S.4 Feststellungsbescheid Landratsamt für Wiedergutmachung 1958.
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 480/937 4, S.171 Exposee Ritz.
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 480/937 1, S.151 Brief von Ritz aufgrund der Entschädigungsangelegenheiten.
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 480/116 1, S.14a.
- Studienkreis Deutscher Widerstand AN 3296, Abschrift Anklageschrift gegen Heinrich Günther.
- Studienkreis Deutscher Widerstand AN 3296, Brief des Bruders Hermann Ritz an das Konzentrationslager Kislau vom 17. November 1937.
- Krause-Schmitt, U. (1991) Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Städten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Baden-Württemberg Regierungsbezirke Karlsruhe und Stuttgart, Frankfurt am Main.