Etzel, Rudolf
(geb. 14.02.1887, gest. unbekannt)
Rudolf Etzel war bis 1940 als Lehrer in Heidelberg tätig und kam erst im Zuge einer Strafversetzung über Straßburg an das Bismarck Gymnasium.
Er hatte schwere Verletzungen im ersten Weltkrieg erlitten und trat bereits 1922 der NSDAP bei. Aus seiner Akte geht hervor, dass er zu dieser Zeit Hitlers Versammlungen in München beiwohnte. Zwischenzeitlich verboten, wurde er 1931 erneut Mitglied der NSDAP. Allerdings trat Etzel im Jahr 1932 wieder aus der Partei aus. Als Grund gab er eine unberechtigte Beitragsforderung an, die seine Frau erhalten habe. Seine Austritte aus weiteren Verbänden, wie der SA, der er 1933 beigetreten war, dem NSLB und dem NSV rechtfertige Etzel stets durch Überschreitungen der Kompetenzen der jeweiligen Verbände oder mit Differenzen zu anderen Mitgliedern. So trat er 1937 aus dem NSLB aus, da Lehrkräfte zu 3 tägigen Schulungsveranstaltungen des NSLB einberufen wurden und in dieser Zeit die Schule ausfiel. Zwei Jahr später verließ er den NSV, nachdem er aufgrund einer zu geringen Spende kritisiert worden war. Seinen Kindern verbot er den Eintritt in jegliche Jugendorganisationen der NSDAP.
Der zuständige Kreisleiter beschwerte sich immer wieder in Berichten über Etzel, der in der Schule zunehmend unter Druck geriet. Vom Direktor anfangs in Schutz genommen, konnte aber auch dieser seine Versetzung 1940 nach Straßburg nicht verhindern. Dort kam es erneut zu Konflikten und so wurde Etzel schließlich an das Bismarck-Gymnasium nach Karlsruhe versetzt. Die Schüler des Goldenen Abitur Jahrgangs 1999 erinnerten sich an ihren Lehrer und berichteten über Etzels kritischen Politikunterricht, der wohl den Endsieg in Frage stellen sollte. Sie haben ihn warnen wollen, vorsichtig mit der Äußerung von Kritik umzugehen, sich aber nicht getraut direkt mit ihm zu sprechen. Stattdessen wandten sie sich an ihren vertrauten HJ Führer. Wenige Tage später wurde Etzel von der Gestapo in der großen Pause verhaftet und abgeführt. Zwei bis drei Tage später kehrte er an die Schule zurück, verließ diese aber mit Anfang des Schuljahres 1944-45 wieder. Im Januar 1945 wurde er durch die Gestapo aufgrund von Fluchthilfe verhaftet. So soll „er flüchtigen Franzosen und Juden über den Schwarzwald Wege in die Schweiz vermittelt haben“. Am 7. April 1945 wurde Etzel durch die Militärverwaltung aus dem Gefängnis entlassen. Im August wieder in den Schuldienst eingestellt, wurde er im Zuge der Entnazifizierung entlassen. Erst eineinhalb Jahre später wurde Etzel als Entlasteter eingestuft und kehrte aufgrund seiner schlechten Gesundheit nicht mehr in den Schuldienst zurück.
Quellen
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 4677 1983/56 Nr. 184 und 185 (Personalakte Rudolf Etzel).
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 465a/59/3/4597 Nr. 1343 (Spruchkammerverfahren Rudolf Etzel).
- Steppuhn, Diether: Zwischen den Zeiten. Goldenes Abitur 1999 (Sexta 1940 – Oberprima 1949) am Bismarck Gymnasium, Würzburg 2001.