Themen: Alltagsleben im Nationalsozialismus

Einkaufen

Ganz gleich unter welcher Regierung, das Alltagsleben muss organisiert werden: Die Menschen brauchen Nahrung, Kleidung, Kultur, Bildung und auch ein bisschen Freizeitvergnügen. Die Art und Weise wie diese Bedürfnisse befriedigt werden können sind allerdings durchaus unterschiedlich. So entsprach es dem Totalitätsprinzip der Nationalsozialisten auch den Alltag entsprechend ihrer Ideologie zu beeinflussen.

Sofort nach der Machtübernahme1933 begann der Einfluss auf das Einkaufsverhalten: jüdische Geschäfte wurden für „Arier“ tabu, zunächst weitgehend boykottiert wurden sie 1938 gänzlich geschlossen bzw. von „Ariern“ übernommen, meist zu einem Spottpreis.

Die Menschen waren anfangs zufrieden, da sich nach den katastrophalen Jahren der Weltwirtschaftskrise nun wieder ein üppiger Markt an Waren auftat.

Allerdings wurde das Einkaufen stark eingeschränkt als die Kriegsvorbereitungen begannen, Lebensmittelmarken regelten das Angebot; ein Schwarzmarkt konnte sich jedoch kaum entwickeln, da die Überwachung im NS-Staat omnipräsent war. Man half sich in geringem Maße mit Tauschhandel. Gegen Kriegsende spitzte sich dann die Versorgungsnot drastisch zu.

Literatur, Kunsthandel und Buchausleihe wurden durch das nationalsozialistische Regime kontrolliert und von jüdischen Werken gesäubert, siehe auch Bücherverbrennung und entartete Kunst. Die Eigenproduktionen an Büchern und Kunst priesen das „arische“ Wesen, die Kampfmoral und die Sitten „arischer“ Familien, Heldentum und Rassenwahn.

In Karlsruhe wurden viele Geschäfte schon traditionell durch Juden betrieben, beispielsweise in Bankwesen, Handel, Metallhandwerk und Textilbranche. Auch unter Ärzten und Anwälten fanden sich viele Juden.

Das Kaufhaus Union, eines der großen in Karlsruhe, war vorher im Besitz der jüdischen Familie Tietze und wurde später „arisiert“. Die Eisenhandelsfirma Ettlinger wurde von der Montangesellschaft Saar übernommen und auch das bedeutende Kaufhaus Knopf im Herzen der Karlsruher Innenstadt wurde „arisiert“. Viele jüdische Familien wurden durch die Enteignungen bzw. “Arisierung“ ihrer Einkommensmöglichkeit beraubt und stürzten häufig in Armut. So konnten viele auch nicht die Mittel für eine Emigration aufbringen.

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