Jüdische Bevölkerung
Die Verfolgung der Juden wird heute in vier Phasen unterteilt, wobei zunehmend eine Verstärkung und extreme Verschärfung deutlich wird.
Die erste Phase beinhaltete den Boykott jüdischer Geschäfte, der seit dem April 1933, drei Monate nach der „Machtergreifung“ Hitlers, erfolgte. Daher verloren viele Juden in diesem Jahr ihre Arbeitsstelle. Jüdische Beamte wurden aufgrund des „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassen.
Jüdische Beamte wurden aufgrund des „Gesetzt zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 entlassen, Ärzte durften keine Deutschen behandeln, Lehrer und Hochschullehrer wurden entlassen. Juden durften nicht mehr studieren und jüdische Kinder durften nur jüdische Schulen besuchen. All dies beinhaltete den Ausschluss, bzw. die Separation der Juden aus der Gesellschaft. So erzählt auch Elfriede Hepperle, die während ihrer Schulzeit das Lessinggymnasium besuchte, dass jüdische Kinder Schulverbot bekamen und daher eigenen Schulunterricht erhielten. Auch habe sich in dieser Zeit ein Judenviertel im Musikerviertel in Karlsruhe gebildet. Die finanziell schlechter gestellten Juden wohnten eher in der Altstadt. Darüber erzählt der jüdische Zeitzeuge Paul Niedermann (siehe Videos).
Durch die Nürnberger Gesetze (1935) wurden den Juden die Bürgerrechte aberkannt, was sie zu Menschen minderen Rechts machte. So wurden Mischehen zwischen Deutschen und Juden verboten. Es folgten zahlreiche Tyrannisierungen und organisierte „spontane Ausbrüche des Volkszornes“ unter denen Juden zu leiden hatten und die sie zur Emigration zwingen sollten.
Die „Reichskristallnacht“, auch Reichspogromnacht genannt, fand vom 9. auf den 10. November 1938 statt. Diese Nacht zeichnete sich durch ein großes Ausmaß an Gewalt aus. Der Hass auf den Attentäter und Juden Grynspan, der den Sekretär der deutschen Botschaft in Paris – Ernst von Rath – ermordet hatte, entlud sich in dieser von den Nazis inszenierten Gewaltaktion.
In dieser Nacht fanden in den meisten deutschen Städten zahlreiche Plünderungen und Brandschatzungen von Synagogen und jüdischen Geschäften statt. Mehr als die Hälfte der 1400 Synagogen wurden zerstört. Am 10.09. wurden ca. 30.000 männliche Juden in Konzentrationslager verschleppt. In Karlsruhe werden ab dem frühen Morgen des 10. November alle männlichen Juden zwischen 16 und 60 Jahren in „Schutzhaft“ genommen. Durch eine johlende Menge von mehreren hundert Karlsruherinnen und Karlsruhern werden viele von ihnen über den Marktplatz in das Polizeipräsidium getrieben und dabei in zahlreichen Fällen misshandelt. In der folgenden Nacht werden etwa 400 – 500 Karlsruher Juden in das Konzentrationslager Dachau verschleppt.
Den Juden, die zuvor schon durch räumliche, wirtschaftliche und politische Trennung diskriminiert waren, wurden nun die wichtigsten Menschenrechte verweigert, sie litten unter physischem Terror und mussten Angst um ihre Existenz haben.
In dieser dritten Phase der Judenverfolgung wurde der Besitz der Juden zerstört, für den Schaden des Pogroms, wie für das Attentat, mussten die Juden haften. Wer sein Geschäft noch besaß, musste verkaufen. 1939/40 begann die Deportation von Juden in polnische Ghettos und Lager.
Die letzten vier Jahre der Gewaltherrschaft der Nazis bestimmen auch die letzte, die vierte Phase der Judenverfolgung. In dieser Phase eskalierte die Judenverfolgung zur physischen Judenvernichtung als Endlösung. Für die planmäßige Deportation mussten sich alle Juden ab 1941 zwangskennzeichnen mit dem „Judenstern“, dem „J“ im Pass bzw. der Zufügung der Zwangsnamen „Israel“ bzw. „Sarah“.
Die Mitglieder der Wannsee-Konferenz sahen vor, dass alle Juden aus dem Deutschen Reich durch die SS und die Gestapo in den Osten deportiert werden.
Auf der Wannseekonferenz wurde der europaweite Völkermord koordiniert und die systematische Durchführung desselben beschlossen.
Auf die Arbeitsfähigkeit geprüft, wurden die Juden als Sklavenarbeiter in Fabriken und KZs mißbraucht. Viele gebrechliche Menschen, wie auch Kinder, fielen der planmäßigen Tötung durch Erschießen, Verbrennen und Vergasen zum Opfer.
Die sich steigernde Form der Diskriminierung der Juden endete im Massenmord. Das ganze Ausmaß der „Judenpolitik“ der Nazis, der in Wahrheit ein geplanter Völkermord an den Juden war, wurde nach der Veröffentlichung der Zahlen ermordeter Menschen im Nachkriegsdeutschland erst wirklich deutlich.
In „Mein Kampf“, dem bereits in den frühen Zwanziger Jahren veröffentlichten Buch Hitlers – für die Nazis eine Art Bibel – waren diese Absichten bereits beschrieben.
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