Themen: Alltagsleben im Nationalsozialismus

Kirche

Im Rahmen der Gleichschaltung standen für die Nationalsozialisten nach der Eliminierung der politischen Gegner die Kirchen im Blickfeld. Die NS-Ideologie erhob einen Anspruch auf eine totale Weltanschauung, die keinen Raum für konkurrierende religiöse oder politische Weltdeutungen und Sinngebungen ließ.

Viele Kirchenvertreter standen der NS-Ideologie durchaus auch positiv gegenüber.   So fiel der Judenhass bei vielen konservativen Christen auf fruchtbaren Boden. Bereits 1932 gründeten evangelische Nationalsozialisten die „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ (DC)[1] mit dem Ziel die Naziideologie in der Kirche zu verankern. Namhafte Vertreter waren der Breslauer Pfarrer Joachim Gustav Wilhelm Hossenfelder (1899–1976) und Emanuel Hirsch (1888–1972).  Die Gegner der nationalsozialistischen Vereinnahmung der evangelischen Kirche fanden sich in der „Bekennenden Kirche“ zusammen, ihre prominentsten Vertreter waren Dietrich Bonhoeffer und Martin Niemöller. Die Bekennende Kirche setzte sich auch gegen die kirchliche Verfolgung der Juden ein, die von vielen konservativen Kirchenfunktionären im Einklang mit den Nazis propagiert wurde.

Die nationalsozialistische Regierung hielt sich anfangs noch mit direkter Einflussnahme zurück, beschwichtigte noch 1933 die Eigenständigkeit der Kirche zu beachten. Die Kirchenleitungen selbst übernahmen die „Erneuerung“ der Kirche und führten sie zu einer Art Reichskirche unter Leitung des Reichsbischoffs Ludwig Müller, einem Gefolgsmann Hitlers. Müller führte auch die evangelischen Jugendverbände gegen ihren Willen über in die Hitlerjugend.

Die katholische Kirche war vor 1933 überwiegend skeptisch gegenüber den Nationalsozialisten, hatte sogar Unvereinbarkeitserklärungen abgegeben. Nach 1933 änderten viele ihre Haltung und das am 20. Juli 1933 abgeschlossene Reichskonkordat [2] zwischen Deutschem Staat und dem Kirchenstaat ebnete den Boden für die Anpassung. Die katholischen Kirchenleitungen verhielten sich überwiegend passiv gegenüber den „Rassengesetzen“ und ihren Folgen, teils unterstützten sie aber auch die Nationalsozialisten. Der Papst sorgte zwar mit seiner Enzyklika „mit brennender Sorge“ 1939 für helle Aufregung bei Hitler, der sich auch sofort mit Schikanen gegenüber Kirchenmitarbeitern revanchierte, aber die Autoritätsgläubigkeit innerhalb der katholischen Kirche und die fast unbegrenzte Kompromissbereitschaft hatten schon zu große Wirkung gezeigt und der größte Teil der Katholiken hatte sich mit dem System arrangiert oder es gar aktiv unterstützt.

Die Kirchen waren so – trotz ihrer Größe und ihrer eigentlich christlichen Werte – kein ernstzunehmender Widerstand für die Nationalsozialisten, gleichwohl es vor Ort engagierte Priester und Pfarrer gab, so auch in Karlsruhe z.B. die Pfarrer Lehmann, Maurath und Löw.

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Quellen

  1. Wikipedia: Deutsche Christen. Abgerufen am 20. August 2012.
  2. Wikipedia: Reichskonkordat. Abgerufen am 20. August 2012.