Themen: Zwangsarbeit in Karlsruhe

Zwangsarbeit in Karlsruhe

Ehemalige Zwangsarbeiter im Rahmen einer Einladung 2007 durch Stadt Karslruhe

Menschen, die während des Nationalsozialismus im Reichsgebiet zur Arbeit gezwungen wurden, hatten und haben ihr Leben lang mit den gesundheitlichen, psychischen und wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen. Über dieses Thema wurde während der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik lange Zeit geschwiegen oder aber die Folgen wurden bagatellisiert.

Zum Thema Zwangsarbeit in Karlsruhe sind nur wenige Quellen überliefert. In der Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe findet sich unter dem Titel „Zwangsarbeit in Karlsruhe. Ein unbekanntes Kapitel Stadtgeschichte“ eine – gemessen an den wenigen auffindbaren Materialien – umfangreiche Veröffentlichung von 1997. Aus dieser Veröffentlichung stammen die meisten der hier verwendeten Informationen. [1]

Bis zum Ende der Kriegshandlungen gegen Frankreich im Juni 1940 war Karlsruhe zunächst von Rüstungsaufträgen ausgenommen, da die Grenze zu nahe war. Die Produktion war in andere Teile des Reiches verlagert und die Beschäftigung von zivilen Ausländerinnen und Ausländern war zunächst eingeschränkt. Dies änderte sich danach aber schnell.

Karlsruhe hatte in der NS-Kriegswirtschaft einige Bedeutung: Die „Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG“ (später IWKA) war einer der größten Rüstungskonzerne des Reiches. Während des Krieges errichteten die Süddeutschen Argus-Motorenwerke Heinrich Koppenberg AG (1940) sowie die Mauser-Werke (1941/42) in Karlsruhe Standorte. In vielen anderen Betrieben wurde ebenfalls für die Wehrmacht produziert. Bereits seit den 1910er Jahren gab es die Munitionsfabrik Gustav Genschow & Co, die ihren Standort in Wolfartsweier hatte. Alle Betriebe hatten nach 1940 größere Kontingente von Zwangarbeitern in ihren Reihen.

Kriegsende 1945

Die Befreiung Karlsruhes durch französische Truppen am 4. und 5. April 1945 markierte für viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter noch nicht das Ende ihres Leidensweges. Die meisten westeuropäischen Arbeitskräfte konnten recht schnell in ihre Herkunftsländer zurückkehren, doch viele tausend polnische und russische Arbeitskräfte mussten in Sammellagern in der Stadt und der Umgebung auf ihre Rückkehr warten.

Unmittelbar nach Kriegsende kam es zu Plünderungen durch ehemalige Zwangsarbeiter. Obwohl auch Deutsche in großer Zahl plünderten, entstand in der deutschen Öffentlichkeit und in der Stadtverwaltung bald das Bild von stehlenden und mordenden „Displaced Persons“.[2]

Dazu ein Auszug aus „Zwangsarbeit in Karlsruhe 1939 – 1945. Ein unbekanntes Kapitel Stadtgeschichte.“

Dabei wurde die besondere deutsche Verantwortung für den Grund des Hierseins dieser Personen nur allzu leicht ausgeklammert, und es offenbarte sich ein eklatanter Mangel zu begreifen, dass das nationalsozialistische Repressions- und Terrorregime auch in Karlsruhe auf allen Ebenen wirksam gewesen war, auch in der Verwaltung und den als apolitisch begriffenen Wirtschaftsstellen.

Quellen

  1. Jürgen Schuhladen-Krämer: Zwangsarbeit in Karlsruhe. Ein unbekanntes Kapitel Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe, Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte Band 3. Karlsruhe 1997.
  2. Wikipedia: Displaced Person. Abgerufen am 25. Juni 2017.