Themen: Vereinsleben

Vereinsleben

Im März 1933, gleich nach der Machtübernahme, lösten die Nationalsozialisten etliche Turn-, Sport- und Kulturvereine auf und beschlagnahmten deren Vermögen. Sie begründeten dies mit der Reichstagsbrandverordnung und unterstellten etlichen Vereinen marxistische Denkweisen.

Betroffene Vereine in Karlsruhe waren u.a.:

Arbeiterturn- und Sportclub

Touristenverein „Die Naturfreunde“

Arbeiterathletenbund

Arbeiterkeglerbund

Arbeiterschachklub

Arbeitersängerbund

Internationale Arbeiterhilfe

Rote Hilfe

Arbeiterwohlfahrt

Arbeiter-Radiobund

Arbeitersamariterbund

Arbeiter Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“

Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit

Internationale Bund für Opfer des Krieges und der Arbeit

Sozialistische Arbeiterjugend – Die Falken

Bund der Freunde der Sowjetunion

Die Jugendorganisationen der Vereine wurden in die Hitlerjugend übergeleitet. Der Bund Deutscher Frauenvereine löste sich nach dem Verbot der Parteien 1933 selbst auf. Der Stadtausschuss für Leibesübungen und Jugendpflege unter der Führung von Karl Tyll wurde ebenfalls 1933 aufgelöst. Zwei Jahre später wurde eine Ortsgruppe des deutschen Reichsbundes für Leibesübungen gegründet. Diese wollte nicht mehr in Verbindung mit dem Stadtausschuss gebracht werden, da sie allein dem Reichssportführer unterstellt war. Die Hauptaufgabe war „die Interessen des deutschen Sports gegenüber den örtlichen Behörden zu vertreten, den bewussten und planmäßigen Kräfteeinsatz der geschlossenen Turn- und Sportgemeinde eines Ortes für Volk und Staat herbeizuführen und an den Angaben der körperlichen Erziehung des Volkes und insbesondere der Jugend mitzuarbeiten.“ (vgl „Der Führer“ Ausgabe vom 1. Februar 1935 – Stadtarchiv)).

Zu den betroffenen Vereinen gehörten auch die Arbeitergesangsvereine in Karlsruhe und Mühlburg. Von den insgesamt 72 bestehenden Gesangs- und Kirchenchorvereinen wurden 19 aufgelöst. Einer davon war der Lasallia-Verein, einer der mitgliederstärksten Vereine. Die Mitgliederzahl sank jedoch auf 267, etwa die Hälfte der ursprünglichen Zahl, da sich die etliche Mitglieder geweigert hatten, einen nationalsozialistisch orientierten Fragebogen auszufüllen. Der Name des Nachfolgevereins war dann Kuhn’scher Männerchor, nach dem Namen des Dirigenten August Kuhn, der als Garant galt nur das deutsche Liedgut zu pflegen. 1946 wurde der Verein unter ursprünglichem Namen wieder gegründet.

Von den Verboten waren natürlich auch die jüdischen Vereine betroffen, wie z.B. der Jüdische Jugendbund in der Ettlinger Straße und die Deutsch-Israelitische Jugend in der Herrenstraße.

 Die Nationalsozialisten ersetzten das ehemals rege und freie Vereinsleben durch ihre ideologisch ausgerichteten Organisationen und umfassten so das Leben der Menschen komplett.

Quellen

  1. Bräunche, Ernst Otto; Asche, Susanne: Karlsruhe – die Stadtgeschichte. Karlsruhe 1998, S.466f.