Stadtrundgang: August-Dosenbach-Straße

August-Dosenbach-Straße

Daxlanden hatte zu Beginn der dreißiger Jahre etwa 5000 Einwohner und war bei der Gestapo als „Kommunistennest“ bekannt. Bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten polarisierten die politische Einstellung einiger Bewohner des Ortsteils Daxlanden. Zeitzeugen berichten, dass es häufig zu Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten kam. Die SPD war lange Zeit die mit Abstand stärkste Partei in Daxlanden, nach einer Schätzung seien im Dritten Reich zunächst nur etwa 5 Prozent der Daxlandener Mitglieder der NSDAP gewesen. Unmittelbar nach deren Machtergreifung tauschte die nationalsozialistische Regierung daher umgehend wichtige Personen des öffentlichen Lebens in Daxlanden durch nationalsozialistisch orientierte Funktionäre aus und isolierte mit einer Verhaftungswelle 1933 etliche Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter. Infolgedessen traten etliche Daxlandener gezwungenermaßen der NSDAP bei.[1]

Luftbildaufnahme von Karlsruhe-Daxlanden, März 1944
© Stadtarchiv Karlsruhe

Nach dem Reichstagsbrand 1933 wurden die Mitglieder der KPD sowie alle antifaschistischen Kräfte massiv verfolgt. [2] Dennoch wurde in Daxlanden aus politischen Kreisen sowohl aktiver als auch passiver Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime geleistet. Die KPD, die in einer gut organisierten Gruppe im Untergrund arbeitete, verteilte unter anderem Flugblätter.  Auch Mitglieder der SPD leisteten Widerstand, allerdings weniger in organisierter Form. Am aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligten sich in Daxlanden wohl etwa 150 Personen, viele von ihnen bezahlten dafür mit ihrem Leben.

Artur Wiesemann, der 1923 in die KPD eingetreten war und der Stadtteilgruppe Knielingen angehörte, berichtete Ende der siebziger Jahre in einem Tonbandinterview [3] über das KPD-Verbot und die Ermordung August Dosenbachs:

„In Karlsruhe hatte die KPD nach ihrem Verbot sofort zehn illegale Gruppen gebildet. Wir stellten illegale Flugblätter her, die die Bevölkerung über die Naziherrschaft aufklärten.“ Auch Hilfe für Inhaftierte wurde organisiert.

Wiesemann weiter: „Es wurden auch illegale Druckschriften aus dem Elsass über den Rhein geschmuggelt, zum Beispiel das sogenannte ‚Braunbuch’, in dem eine internationale Juristenkommission bewies, dass die Nazis selbst den Reichstag angezündet hatten. Einer von denen, die bei der illegalen Arbeit der KPD in Karlsruhe tätig waren, war der junge Arbeiter August Dosenbach aus Grünwinkel, daher kannte ich August Dosenbach. Ich erinnere mich noch gut an den 21. Oktober ’33. Ich wusste, dass August Dosenbach in Frankreich war, um Material für die illegale antifaschistische Arbeit zu holen. Über einen Verbindungsmann in Frankreich konnte August Dosenbach gewarnt werden, dass er diesmal kein Material mitnimmt, da die Gestapo in Karlsruhe ihn suchte.“

August Dosenbach wurde in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 1933 in der Nähe von Knielingen von der Gestapo erschossen. Bereits im Jahre 1946 benannte die Stadt Karlsruhe die „August-Dosenbach-Straße“ nach dem Widerstandskämpfer.

Stolperstein für August Dosenbach
© Jakob Wolfrum

Im Rahmen des Projektes ‚Stolpersteine‘ wurde am 9. November 2006 ein Gedenkstein für August Dosenbach vor dem Haus Durmersheimer Straße 19 in Grünwinkel gesetzt.

Quellen

  1. Weimarer Republik, „Drittes Reich“, Widerstand, Verfolgung, in: Daxlanden. Die Ortsgeschichte, hg. vom Bürgerverein Daxlanden, S. 299-314
  2. Weitere Informationen über den kommunistischen Widerstand in Karlsruhe in: Glaeser, Wolfgang: Unser die Zukunft. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Karlsruhe 1845 – 1952. Heilbronn 1991, S. 185 f.
  3. Privatarchiv Günter Wimmer, Karlsruhe.