Braunes Haus
Hier befand sich während des Dritten Reiches die Zentrale der Karlsruher NSDAP, von der Bevölkerung das „braune Haus“ genannt. Außerdem war in diesem Gebäude eine Gestapo-Abteilung untergebracht, in der etliche Verhöre stattfanden.
Häufig geschah es, dass diese Verhöre Verhaftungen nach sich zogen, die gleich an Ort und Stelle vorgenommen wurden. Die Gestapo-Leitstelle unterhielt in Ettlingen im ehemaligen Amtsgefängnis ein eigenes Gefängnis, während in den Gebäuden im Stadtkreis nur Zellen für kurzzeitige Unterbringungen vorhanden waren.

Nach Aussagen von Zeitzeugen sollen im Gestapo-Gefängnis viele Karlsruher misshandelt worden sein. Nach Recherchen von Jürgen Schuhladen-Krämer starben z.B. drei Mitglieder der Widerstandsorganisation BSW (Brüderliche Zusammenarbeit) durch Folter. Die BSW war eine Organisation sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter, die, überregional organisiert, eine bewaffnete Erhebung gemeinsam mit antifaschistischen Kräften anstrebte.
Noch am 5. Februar 1945 schickte die Gestapo von hier aus Vorladungen zum „Arbeitseinsatz“ an die noch verbliebenen etwa dreißig Juden und „Mischlinge“, die wegen Ehen mit „Ariern“ bisher verschont geblieben waren. Sie wurden für den 9. Februar 1945 in die Ritterstraße 28/30 vorgeladen. Dort wurde ihnen eröffnet, dass sie für den Arbeitseinsatz in Theresienstadt bestimmt seien und sich am 14. Februar 1945 am Hauptbahnhof einzufinden hätten. Einige konnten sich durch Flucht oder Krankheit dem Zugriff entziehen, andere begingen Suizid. Die restlichen siebzehn Personen wurden am 14. Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert.