Personen: Bernays, Ulrich
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Bernays, Ulrich

(geb. 15.08.1881, gest. 23.12.1948)

 

Ulrich Bernays
© Deutsche Digitale Bibliothek

Ulrich Bernays wurde am 15. August 1881 als Sohn des bekannten Literaturhistorikers Michael Bernays und seiner Frau Louise Bernays in München geboren. Er studierte Klassische Philologie, Germanistik und Geschichte in Heidelberg und München, wo er 1905 promovierte. Im Jahr 1913 kam er als Lehrer an die Goetheschule Karlsruhe.

Bernays war wie seine Eltern evangelisch. Seine Großeltern väterlicherseits waren jedoch jüdischen Glaubens. Kurz bevor das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im April 1933 im ganzen Reich in Kraft trat, verkündete Robert Wagner, der nach der nationalsozialistischen Machtübernahme kommissarisch die politischen Geschäfte in Baden übernommen hatte, einen Erlass, der ausschließlich für Baden galt und vorsah alle jüdischen Beamten unmittelbar zu beurlauben. Infolge dessen kam es zur Entlassung Bernays, dessen Abstammung ihm zum Verhängnis wurde.

Für diese Zeit liegt ein Brief von Schüler der Goetheschule vor, indem sie sich für eine Wiedereinstellung ihres Lehrers aussprechen. Dieser hatte jedoch wenig Einfluss auf die Wiedereinstellung Bernays am 11. Mai 1933. Vielmehr war dafür eine Ausnahmeregelung (§3 Abs. 2) des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ verantwortlich. Bernays wurde durch das neue Gesetz als „Altbeamter“ eingestuft. Unter diese Ausnahmeregelung fielen alle Beamten, die ihren Dienst vor dem August 1914 angetreten hatten. Erst mit Inkrafttreten des „Reichsbürgergesetzes“ von 1935 wurde Bernays endgültig aus dem Dienst entlassen.

Während der Novemberpogrome von 1938 wurde Bernays am 11.November in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Dort blieb er für drei Tage interniert. Des Weiteren geht aus seiner Wiedergutmachungsakte hervor, dass er später nochmals 10 Tage in einem Gefängnis in Singen festgehalten wurde. Bernays kehrte nach Ende des Krieges 1945 an die Goetheschule zurück. Er klagte auf Haftentschädigung, die ihm allerdings verwehrt wurde, da diese erst ab einer Haftzeit von einem Monat ausgezahlt wurde. Bernays Frau erwirkte 1953 jedoch eine Rückzahlung von 150 Mark für zwei paar Skier mit Stöcken, die ihnen 1941 entwendet worden waren.

Ulrich Bernays engagierte sich bis zu seinem Tod im Dezember 1948 an der Karlsruher Volkshochschule, wo ein großer Veranstaltungssaal nach ihm benannt ist.

Quellen

  1. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 508 Zug. 2004-60 Nr. 383 Wiedergutmachungsakte.
  2. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 480/1717, 1; Wiedergutmachungsakte.
  3. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 480/1717, 2; Prozeßreferat.
  4. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 235-1/297 Personalakte.
  5. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 276-1/29432; Wiedergutmachungsakte.
  6. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 465g/6; Spruchkammerakte Ulrich Bernays.
  7. Leiser, Wolfgang, Otto Paul Ulrich Bernays, in: Badische Biographien, 1, hg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1982, S.46-48.
  8. Wibel, Adelheid: Das Ausscheiden von Beamten im Zuständigkeitsbereich des badischen Kultusministeriums 1933-1935. Abgerufen am 23. Februar 2016.
  9. Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 28. Februar 2017.