Personen: Doerrschuck, Hubert
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Doerrschuck, Hubert

(geb. 16.05.1910, gest. 08.07.1999)

Hubert Doerrschuck
© Deutsche Digitale Bibliothek

Hubert Doerrschuck wurde am 16. Mai 1910 in Karlsruhe geboren. Er stammte aus einer Beamtenfamilie und begann eine Ausbildung als Buchhändler. Aufgrund seiner Leidenschaft für das Schreiben stieg Doerrschuck als Volontär beim „Residenz-Anzeiger“ ein. Bereits 1930 trat er der NSDAP bei, verlies diese jedoch Anfang 1931 wieder. Später gab er an, die Partei für „engstirnig“ gehalten zu haben. Der „Residenz-Anzeiger“ mit seiner geringen Auflage konnte dem jungen Doerrschuck keine Aufstiegschancen bieten und er entschied sich nach einer neuen Herausforderung zu suchen. Nach eigenen Angaben hatte er nach der Machtergreifung als Nicht-Mitglied der NSDAP jedoch keinerlei Chancen auf eine Stelle und trat folglich der Partei noch im selben Jahr wieder bei. Kurz darauf erhielt er eine Stelle bei der bürgerlich liberalen „Badischen Presse“, wo er bis zum Feuilletonchef aufstieg. In den folgenden Jahren erhielt der junge Journalist immer wieder gut dotierte Angebote erfolgreichen NS-Zeitungen, wie dem „Führer“ in Karlsruhe, der Freiburger NS-Zeitung „Der Alemanne“ und des Heidelberger NS-Blattes „Volksgemeinschaft“. Die „Badische Presse“ war bereits 1935 in finanzielle Schwierigkeiten geraten, nichtdestotrotz hielt Doerrschuck seinem Arbeitgeber die Treue und schlug sämtliche Angebot, teilweise trotz Drohungen, aus.

Erst 1941 wechselte er zur Besatzungsblatt „Pariser Zeitung“ wo er jedoch mit einem verhältnismäßig oppositionell denkenden Kollegen zusammenarbeitete. Auch nach seinem Wechsel nach Frankreich blieb er weiterhin Redaktionsmitglied der „Badischen Presse“. 1943 wurde Doerrschuck zur Wehrmacht eingezogen und geriet später in französische Kriegsgefangenschaft. Zurück in Karlsruhe wurde er ein wichtiges Mitglied im Redaktionsteam der neu entstandenen Zeitung „Badischen Neueste Nachrichten“ (BNN). Im Laufe der Jahre stieg er bei der BNN bis zum Feuilletonisten und Chef des Lokalressorts „Spiegel der Heimat“ auf. Bekannt wurde er unter dem Pseudonym „Amadeus Siebenpunkt“.

Der Entnazifizierungsakte Doerrschucks liegen neben seiner Selbstentlastung elf eidesstaatliche Erklärungen bei, die seine skeptische und teilweise oppositionelle Haltung gegenüber dem NS-Regime belegen sollten. Unter anderem ist seine Freundschaft zu einem jüdischen Mitbürger erwähnt, die ihm eine Verwarnung, er habe „mit einem Juden mehrere Male in öffentlichen Lokalen zusammengesessen“, einbrachte. Zudem habe seine private Bibliothek verbotenen Büchern beinhaltet, die er Freunden auslieh. Während seiner Zeit bei der Wehrmacht soll er wiederholt die Aufforderung ausgeschlagen haben an eine Offiziersschule zu wechseln. Des Weiteren soll er in der Kriegsgefangenschaft mehrere Debattierabende organisiert haben, bei denen er seine Mitgefangenen über die Schuld des NS-Regimes aufgeklärte. Unter der Nutzung von Decknamen veröffentlichte er zudem Artikel Rolf G. Haeblers. Haebler war SPD-Politiker, Lehrer und Journalist. Im Jahr 1933 wurde er im Zuge der Umsetzung des Gesetzes „zur Widerherstellung des Berufsbeamtentums“ aus dem Schuldienst entlassen und 1944 „wegen antinationalistischer Gesinnung“ in das Konzentrationslager Dachau deportiert.

Hubert Doerrschuck wurde als „Mitläufer“ eingestuft und zu 300 Mark Strafe verurteilt. Er verstarb am 8. Juli 1999 in Karlsruhe.

Quellen

  1. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe 465 h Nr. 42607.
  2. Deutsche Digitale Bibliothek: Hubert Doerrschuck, Mitverfasser der Chronik „250 Jahre Karlsruhe“. Abgerufen am 28. Februar 2017.