Wagner, Robert
(geb.: 13.10.1895, gest.: 14.08.1946)
Robert Heinrich Backfisch nahm 1921 den Mädchennamen seiner Mutter an und hörte seitdem auf den Namen „Robert Wagner“.
Der junge Robert Wagner brach sein Lehramtsstudium in Heidelberg ab, um sich als Freiwilliger für den Ersten Weltkrieg zu melden. Im Jahr 1917 zeichnete man Wagner, der zum Leutnant der Reserve aufgestiegen war, unter anderem mit dem Verwundetenabzeichen in schwarz sowie dem Eisernen Kreuz I. Klasse aus. Mit Ende des Krieges wurde Wagner aus dem Militär entlassen und schloss sich kurz darauf dem II. Badischen Freiwilligenbataillon an.
Nach militärischen Tätigkeiten in Karlsruhe und Konstanz wurde Wagner 1923 an die damals sehr bedeutende Infanterieschule nach München kommandiert, wo er bald Freundschaft mit Hitler und Ludendorff schloss und sich im selben Jahr am Hitler-Ludendorff Putsch beteiligte. Nach dem gescheiterten Putsch wurde Wagner zu einem Jahr und drei Monaten Festungshaft verurteilt, die er allerdings nicht absitzen musste. Seine persönliche Freundschaft zu Adolf Hitler und die Beteiligung am Hitler-Ludendorff Putsch brachten Wagner 1934 die Verleihung des „Blutordens“, dem höchsten Ehrenabzeichen der NSDAP ein. Im März 1935 gründete Robert Wagner in Absprache mit Adolf Hitler die NSDAP in Baden und zog bereits 1927 in den Landtag ein, womit ihn seine parlamentarische Immunität mehrfach vor rechtlichen Konsequenzen bewahrte. Im Jahr 1932 berief man Wagner als Stellvertreter Robert Leys in die Reichsleitung der NSDAP, wo er außerdem als Leiter des Hauptpersonalamtes der NSDAP im Stab von Rudolf Heß tätig war.
Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung kehrte Wagner nach Baden zurück und bildete am 11. März 1933 eine kommissarische Regierung, die er selbst als Staatspräsident anführte. Am 05. Mai wurde der überzeugte Antisemit schließlich zum Reichsstatthalter sowie Gauleiter in Baden ernannt und war damit maßgeblich beteiligt an den Kriegsverbrechen des nationalsozialistischen Regimes in Baden, so trug er unter anderem die Verantwortung für die Ermordung Ludwig Marums im darauffolgenden Jahr.Anfang April ordnete Wagner den reichsweit ersten staatlich gebilligten „Judenboykott“ an und erließ am 05. April 1933 das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in einer solchen Härte an, dass zwei Tage darauf mit Inkrafttreten des reichsweiten Gesetzes einige Beamte wiedereingestellt werden mussten. Mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich 1940 ernannte man Wagner außerdem zum Chef der Zivilverwaltung des besetzten Elsass, wo er etliche Maßnahmen ergriff, um das Elsass „deutsch“ zu machen. So zwang er Menschen mit französischklingendem Nachnamen ihre Namen anzupassen, änderte Ortsnamen, erklärte etliche französische zu deutschen Staatsbürgern und verbot das Sprechen der französischen Sprache in der Öffentlichkeit. Die nun plötzlich deutschen Staatsbürger des Elsass konnten so legal zwangsrekrutiert werden, um für das Deutsche Reich in den Krieg zu ziehen.
Neben dem elsässischen Konzentrationslager Struthof ließ Robert Wagner außerdem das Sicherungslager Schirmeck-Vorbruck errichten, über das er selbst die Oberaufsicht behielt. Wagner war mitverantwortlich für die Deportation zehntausender Menschen jüdischen Glaubens nicht nur aus Baden, sondern auch aus dem Elsass. Unter anderem trug der die Mitverantwortung für die sogenannte „Wagner-Bürckel-Aktion“, eine vergleichsweise frühe Massendeportation, die über 20.000 Menschen das Leben kostete. Wagner versuchte dem Vormarsch der Alliierten 1944 Widerstand zu leisten, rief die Bevölkerung zur Sabotage sowie Zerstörung der eigenen Infrastruktur auf und drohte sich ergebenden Deutschen mit dem Tod. Nach der französischen Besetzung Karlsruhes wurden Wagners Tochter und dessen Frau, die kurz darauf Suizid beging, festgenommen. Am 14. Juni 1945 entließ die amerikanische Militärregierung Robert Wagner aller Ämter und lieferte den sich stellenden Wagner kurz darauf an Frankreich aus. Das Straßburger Militärgericht verurteilte den Kriegsverbrecher zum Tode, am 14. August 1946 wurde Robert Wagner erschossen.
Quellen
- Ferdinand, Horst: Die Misere der totalen Dienstbarkeit – Robert Wagner (1895–1946), NSDAP-Gauleiter, Reichsstatthalter von Baden, Chef der Zivilverwaltung im Elsaß. in: Eberbacher Geschichtsblatt 91. Eberbach 1992., S. 97–209
- Syré, Ludger: Der Führer vom Oberrhein. in: , Kißener, Michael/Scholtyseck, Joachim (Hrsg.): Die Führer der Provinz – NS-Biographien aus Baden und Württemberg. Universitäts-Verlag-Konstanz. Konstanz 1997., S. 733–780
- Bräunche, Ernst Otto: Robert Wagner. 2015. Abgerufen am 17. März 2017.
- Muschalek, Maria: Robert Wagner, Gauleiter, Reichsstatthalter in Baden und Chef der Zivilverwaltung im Elsass. 2014. Abgerufen am 17. März 2017.