Projekte: 2. Seminarkurs „NS in KA“

2. Seminarkurs „NS in KA“

Schuljahr 2015 / 2016

Als im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft NS in Karlsruhe Ende 2013 ein schulübergreifender Seminarkurs entstand, war den Beteiligten nicht wirklich bewusst, was für eine einmalige Verbindung und Möglichkeit geschaffen wurde, die NS-Geschichte unserer Stadt Karlsruhe gemeinsam mit SchülerInnen der Oberstufe aus drei verschiedenen Karlsruher Gymnasien näher kennenzulernen, aufzuarbeiten und sie mithilfe einer künstlerischen Arbeit informativ und zugleich emotional in unsere Zeit zu übertragen.
Gemeinsam mit dem Stadtjugendausschuss e. V. Karlsruhe, der Schülerakademie Karlsruhe sowie dem Bismarck-, dem Goethe- und dem Helmholtz-Gymnasium startete die ZKM | Museumskommunikation im Herbst 2013 in das ambitionierte Vorhaben, diesen interdisziplinären ausgerichteten Seminarkurs künstlerisch zu begleiten.

Die Museumskommunikation im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe steht für eine innovative Kunstvermittlung und ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Museum und BesucherInnen, zwischen Wissenschaft und Kunst sowie zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Für das ZKM ist NS in Karlsruhe ein besonderes Anliegen. Befindet sich doch diese weltweit einmalige Kulturinstitution seit Ende 1997 in einem Gebäudekomplex, der als letzter Bauabschnitt eines Werkes der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG (DWM) während des 1. Weltkrieges gebaut, als „Hallenbau A“ für die Produktion von Waffen und Munition geplant und vor allem im 2. Weltkrieg auf Hochtouren genutzt wurde. Tausende von ZwangsarbeiterInnen aus gang Europa mussten für das Nazi-Regime in Karlsruhe Waffen und Munition herstellen, mit denen wiederum ihre Länder, Städte und Familien bombardiert wurden. Sie selbst führten hier ein menschenunwürdiges Leben, in dem die Unterdrücker-Grausamkeit, der die einzelnen Personen ausgesetzt waren, je nach Herkunftsland tatsächlich noch abscheuliche Abstufungen fand.

Gerade die Auseinandersetzung mit dieser unglaublich grausamen Zeit der deutschen Geschichte in Bezug auf die Stadt, in der man lebt und aufgewachsen ist, bringt eine Emotionalität in so manche Archiv-Akte, die niemand hat vorhersehen können. Wie geht man nun damit um, wenn die eigene Biografie viele Jahrzehnte nach dieser Geschichte erst begonnen hat? Wie können all die Informationen, die man sich wissenschaftlich angeeignet hat und die so viele Bilder im Kopf erzeugen, zusammengefasst, transportiert und vor allem weiterverarbeitet werden?

Auch im Seminarkurs 2015/2016 hatten die SchülerInnen Themen aus der NS-Zeit aufgegriffen, die bis heute noch nicht wirklich aufgearbeitet worden sind – und auch diese dienten wieder als Vorlage einer künstlerischen Arbeit. Erneut stand die Überlegung an, wie man Geschichte ein persönliches Gesicht geben kann, ohne sie direkt miterlebt zu haben. Die KUnstvermittlerInnen wählten einen wunderbaren Weg, der in ähnlicher Art und Weise schon in der Antike angewandt wurde: Sie palimpsestierten den Kubus des Vorgängerjahres.

Die KunstvermittlerInnen griffen die Idee des Wiederbeschreibens auf und ließen den bereits vorhandenen Kubus vom diesjährigen Seminarkurs umgestalten und neu bearbeiten. Seine ursprüngliche Form lässt sich noch erahnen – sofern man von seiner Vorgeschichte weiß – und doch ist er ein eigenständiges neues Werk geworden. Eine offene, luftige Struktur entstand, mit Ein- und Ausblicken. Die BesucherInnen können sich hinter kleine Vorhänge zurückziehen, durch fensterähnliche Öffnungen nach „draußen“ schauen oder andere, in Gedanken versunkene BetrachterInnen beobachten. „Geschichte erleben“ geschieht hier wie von selbst. Körperliches Empfinden – vor allem Unbehagen – lässt sich unmittelbar erfahren.

Janine Burger | Leitung ZKM Museumskommunikation

 

Ausstellungsansicht
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Ausstellungseröffnung
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