Themen: Kommunalpolitik

Gestapo

Bereits wenige Monate nach der Machtübernahme strukturierte der badische Gauleiter Robert Wagner die Polizei um. So wurde aus der Ordnungspolizei die Schutzpolizei. Die Führungskräfte wurden ausgewechselt und mit Parteitgetreuen ersetzt, unabhängig von ihrer Fachkompetenz. Das Landeskriminalpolizeiamt wurde um die Geheime Staatspolizei erweitert.  „Insbesondere sollten staatsfeindliche oder staatsgefährdende Umtriebe erforscht und bekämpft werden. Darunter wurde aufgezählt:

– Hochverräterische oder landesverräterische Bestrebungen

– Verrat oder Ausspähung militärischer Geheimnisse

– Politische Gewalttaten

– Verbrechen und Vergehen gegen das Gesetz

– Gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen.“[1]

Nach dem Karl Berckmüller am 1.10.1933 Chef der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) für den Gau Baden wurde, vollzog sich faktisch die Trennung von Kriminalpolizei und Gestapo und die Gestapo begann unverzüglich ihr System der totalen Kontrolle über die Bevölkerung auszubauen.

„Die Karlsruher Gestapo war spätestens ab 1935 in der bereits 1933 durch das badische Innenministerium beschlagnahmten Villa Reiss in der Gartenstraße 25 untergebracht. Zu Anfang waren in diesem Dienstgebäude 30 Personen (einschl. der Schreibkräfte) tätig. 1937 wurde in der Villa Reiss mit drei PKWs die „Fahrbereitschaft“ eingerichtet. Die Führung der Staatspolizeileitstelle zog am 15. Februar 1938 aus Gründen der räumlichen Erweiterung in die Ebertstraße 26 (damals „Reichsstraße“) in die neu eingerichtete Gestapo-Leitzentrale um, während einige andere Gestapo-Abteilungen in der Gartenstraße verblieben. Die wirtschaftspolitische Abteilung, die z.B. die systematische Zerrüttung der jüdischen Geschäfte organisierte, verblieb in der Dienststelle in der Gartenstraße. Auch die Überwachung der zahlreichen Festungsbauten in der näheren Umgebung wurde von hier aus geleitet.“[1]

Es gibt leider kaum Dokumente, die über die Zeit der Karlsruher Gestapotätigkeit in der Villa Reiss von 1935 bis 1945 genaue Auskunft geben können.

Auch im Adolf-Hitler-Haus (Zentrale der NSDAP) in der Ritterstrasse 28/30 befand sich eine Außenstelle der Gestapo. Noch am 5. Februar 1945 schickte die Gestapo von hier aus Vorladungen zum „Arbeitseinsatz“ an die noch verbliebenen etwa dreißig Juden und „Mischlinge“, die wegen Ehen mit „Ariern“ bisher verschont geblieben waren. Sie wurden für den 9. Februar 1945 in die Ritterstraße 28/30 vorgeladen. Dort wurde ihnen eröffnet, dass sie für den Arbeitseinsatz in Theresienstadt bestimmt seien und sich am 14. Februar 1945 am Hauptbahnhof einzufinden hätten. Einige konnten sich durch Flucht oder Krankheit dem Zugriff entziehen, andere begingen Suizid. Die restlichen siebzehn Personen wurden am 14. Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert.

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Quellen

  1. abStadtwiki: Gestapo. Abgerufen am 16. Juni 2017.