Politisch Verfolgte
„Wir sind wie Gefangene in einem großen Zuchthaus. Zu rebellieren wäre genauso Selbstmord, als wenn Gefangene sich gegen ihre schwerbewaffneten Aufseher erheben würden.“ (Wilhelm Leuschner, Gewerkschafter und Sozialdemokrat, 20. August 1939 in: Die Zeit, Nr. 30, 20. Juli 1984)
Die Verfolgung politisch Andersdenkender durch Nationalsozialisten fand auch schon vor der Machtübernahme 1933 statt. Insbesondere die SA-Trupps lieferten sich schon zu Beginn der 30er Jahre häufig Straßenkämpfe mit Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern. Nach der Machtübernahme wurden sowohl die politischen Organisationen als auch Gewerkschaften gezielt ausgeschaltet. Dabei begnügten sich die Nazis nicht alleine mit der Zerschlagung der Organisationsstrukturen, sondern gingen auch gezielt gegen Personen vor. Besonders bekannt ist dabei die sog. „Schaufahrt“ mit Remmele, Marum und anderen bekannten Regimegegnern durch Karlsruhe nach Kislau (siehe auch Station Gefängnis Riefstahlstraße). Traf es zuerst die Sozialdemokraten und Kommunisten, so folgten alsbald auch die liberalen und konservativen Vereinigungen, sofern sie sich nicht freiwillig auflösten und in die NSDAP-Organisationen überliefen.
Gezielt wurde zuerst die Organisationsfähigkeit der politischen Gegner zerstört um eventuellen größeren Widerstand gleich im Keime zu ersticken, was leider auch schnell gelang. Mit der Durchdringung der Nazis in alle Bereiche des Lebens und die umfassende Bespitzelung wurde bei denjenigen, die noch kritisch der Naziideologie gegenüberstanden, eine ständige Angst verbreitet.
Aufgrund der Bespitzelung von allen Seiten war die Angst groß, denn überall – in der Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz – gab es überzeugte Nazis, die einen häufig schon wegen eines unbedachten Wortes bei der zuständigen Stelle meldeten.
Die Unsicherheit und Angst begann schon zuhause mit der ständigen Existenzangst, denn die wirtschaftlichen Verhältnisse waren infolge der Arbeitslosigkeit zunächst miserabel. Man hatte Angst vor dem Krieg, davor, dass Familienangehörige und Freunde ums Leben kommen könnten. Angst vor Luftangriffen in Kellern und Bunkern. Angst vor der eigenen Umgebung, weil man kaum einem trauen konnte. Angst vor Verhaftung und Strafen in Gefängnissen, Arbeitslagern und Konzentrationslagern aus nichtigen Gründen.
Dazu berichtet Gertrud März, die während des Dritten Reiches in Grötzingen wohnte und deren Familie zu den SPD-Anhängern zählte:
„Man hat so oft Angst gehabt, das glaubt man heut gar nicht. Jedes hat also um sein Leben Angst gehabt und hat dann gesagt: Ja, was ist? Wenn ich jetzt fortkomm, wenn die dich fortnehmen, da ist meine Frau da, meine Kinder, da ist kein Ernährer da … Also ich denk, dass man das heut nicht begreifen kann, warum jetzt alles resigniert und nichts unternommen hat. Wenn man da so mitgemacht hat…(Wilhelm Leuschner, Gewerkschaftler und Sozialdemokrat, 20. August 1939 in: Die Zeit, Nr. 30, 20. Juli 1984).
Bezeichnend für die damalige Situation war auch die folgende, eher komisch anmutige Episode:
Toni Peter Kleinhans, ehemaliger Redakteur beim Kulturreferat der Stadt Karlsruhe, schrieb während des Dritten Reiches bei einer Filmgesellschaft in München Drehbücher. Er berichtete darüber, dass in bestimmten Abständen Anweisungen der Reichsfilmkammer gekommen seien, die beinhalteten, was gerade wieder im Deutschen Film verboten sei. Daraufhin bemerkte Herr Kleinhans eines Tages, dass man viel Papier und Porto sparen könnte, wenn man eine Briefmarke nähme und das Erlaubte auf deren Rückseite festhielte. Wegen dieser Äußerung wurde er von der Gestapo verhaftet und musste fünf Tage im Gefängnis verbringen.
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